Wie Sie Ihre Praxis-Homepage nutzen können, um neue Patient*innen zu gewinnen.

Lesezeit: 5 min.

Ist Ihre Praxis-Homepage so professionell wie Ihr Behandlungsangebot?

Nutzen Sie eine Webseite (oder wie es oft heißt, eine Praxis-Homepage), um auf Ihr Behandlungsangebot aufmerksam zu machen?

Fragen Sie sich manchmal, wozu diese Aufmerksamkeit gut sein soll?

Eine Webseite dient als Medium. Sie muss sich an ihrem Nutzen bewerten lassen – für Ihre Patienten und für Sie selbst. Dieser Nutzen bemisst sich daran, ob Ihre Praxis-Homepage Sie Ihren Bedürfnissen und Zielen näher bringt. Medien vermitteln eine Botschaft und hinterlassen einen Eindruck – positiv oder negativ.

Im guten Sinne sollen sie informieren, Meinungen bilden, lehren und Entscheidungen erleichtern. Hier finden Sie einige Informationen, die Sie bei Ihrer Entscheidung für oder gegen eine Praxis-Homepage unterstützen.

Eine Praxis-Homepage? Was habe ich davon?

„Wofür benötige ich eine Webseite?“ Das ist die Frage, die Sie sich stellen sollten, bevor Sie sich für oder gegen die Nutzung dieses Mediums entscheiden.

  • Möchten Sie, dass sich mehr Patienten als bisher an Sie wenden, um eine Psychotherapie mit Ihnen zu beginnen?
  • Möchten Sie, dass Patienten sich im Internet darüber informieren können, über welche Qualifikationen Sie verfügen?
  • Wollen Sie ihnen mitteilen, welche Behandlungsverfahren Sie anbieten, ob Sie freie Behandlungsplätze haben, welche Behandlungsschwerpunkte Sie haben?
  • Möchten Sie Patienten vor, während oder nach einer Behandlung Informationsmaterial zur Verfügung stellen, das diese ausdrucken, auf einem Tablet-PC lesen, in Form von Ratgeber-Filmen anschauen oder als Sprachbeitrag anhören können?
  • Möchten sie einem Patienten, der nicht in ihre Praxis kommen kann, eine Beratung oder Behandlung mit medialer Unterstützung anbieten?

Vielleicht regt diese Liste Sie bereits dazu an, die eine oder andere dieser Fragen für sich selbst zu beantworten, oder auch durch eigene Fragen zu ergänzen.

„Ich habe Sie über’s Internet gefunden.“

Haben Sie diese Aussage schon einmal von einem Patienten gehört?

Möglicherweise haben Sie sich darüber gewundert, weil Sie keine eigene Praxis-Webseite haben. Sie beginnen, in einer Suchmaschine zu recherchieren. Dabei stoßen Sie auf einen Eintrag mit Ihrem Namen und mehr oder weniger richtigen Informationen über Ihre Praxis. Doch wie kommt dieser Eintrag zustande?

Wer keine eigene Homepage hat, landet oft über frei zugängliche Datenbanken von Berufsverbänden im Internet, oder aufgrund der Informationen, die er beim Abschluss eines Telefon- oder Internet-Vertrags übermittelt hat. Dann erscheint Ihr Name auf Seiten wie z.B. medvergleich.de, med-kolleg.de oder jameda.de.

Möchten Sie selbst darüber bestimmen, welche Informationen über Sie im Internet verfügbar sind?

Heute funktioniert das so wie früher im Telefonbuch. Firmen kaufen riesige Datenmengen von Dienstleistern, mit denen Sie Verträge haben, sobald Sie diese Möglichkeit der Verwendung Ihrer Daten in Ihrem Vertrag nicht ausgeschlossen haben. Darüber hinaus gibt es viele öffentliche Datenbanken von Verbänden, die diese Informationen zugänglich machen.

Diese Firmen nutzen Ihre Daten dann, um eigene Webseiten zu erstellen, denn damit lässt sich viel Geld verdienen. Das geschieht über Werbeeinnahmen, die auf der gleichen Seite erzielt werden – wie früher im Telefonbuch.

Mein Rat: widersprechen Sie der Verwendung Ihrer Informationen. Sie haben keinerlei Einfluss darauf, wie diese Informationen verwendet werden.

Versuchen Sie stattdessen, sich Gedanken über eine eigene Webseite zu machen. Informationen, die Sie „auf Ihrem eigenen Land“ anbieten, können Sie bewusst auswählen und nach Ihren eigenen Vorstellungen gestalten.

Damit helfen Sie Patienten, gut informiert Entscheidungen zu treffen.

Patienten nutzen das Internet intensiv, um sich zu informieren

Wenn  Patienten eine Psychotherapie empfohlen bekommen, und sich auf die Suche nach einem Therapeuten machen, haben sie Fragen, auf die sie kompetente Antworten suchen. Sie wissen zunächst oft nicht, was ihnen helfen könnte.

Eine erste Orientierung im Internet kann ihre „Suche im Heuhaufen“ eingrenzen. Aber das ersetzt keinen persönlichen Kontakt. Andererseits kann eine informative Webseite eine erste Hilfe darstellen, um diesen Kontakt herzustellen.

Leider haben die besten Psychotherapeuten oft die schlechtesten Webseiten – oder gar keine. Das liegt mitunter daran, dass sie ihre Zeit lieber für ihre Patienten nutzen, statt sich mit der Information über Ihr qualifiziertes Angebot auseinanderzusetzen.

Wie gelangt ein Patient zu einem Psychotherapeuten, der für ihn geeignet ist?

Erscheint Ihnen die Nutzung neuer Medien gelegentlich wie ein „Buch mit sieben Siegeln“? Viele Psychotherapeuten nutzen das Internet privat, bieten ihren Patienten jedoch nur selten wirklich hilfreiche Informationen VOR einem persönlichen Kontakt, der erste Anhaltspunkte für eine persönliche Entscheidung liefert.

Das liegt zum Teil am Selbstverständnis unserer Profession. Wir arbeiten im persönlichen Kontakt „von Mensch zu Mensch“, in einer tragfähigen Beziehung, die therapeutische Wirksamkeit entfaltet.

Auf unser wertvolles Angebot hinweisen? Das klingt nach Werbung, nach Marketing und Geldmacherei. Es ist uns irgendwie fremd, wird nirgendwo gelehrt, und scheint vielleicht auch unserem Verständnis von „Abstinenz“ und „Neutralität“ als wichtigem Kriterium für den Rahmen unserer Arbeit zu widersprechen.

Doch richtig angewandt, ermöglicht die mediale Präsenz eines Psychotherapeuten über eine eigene Praxis-Homepage ihren Patienten, sich einen zutreffenderen Eindruck von ihrem zukünftigen Therapeuten zu machen, als es allgemeine Einträge in Behandler-Listen und Datenbanken können.

Eine gute Praxis-Homepage kostet Zeit oder Geld. Meistens beides. Doch bringt sie Ihnen wirklich einen Nutzen?

Nehmen wir einmal an, Sie haben bereits eine Webseite, und Sie fragen sich, ob diese ihren Zweck erfüllt.

Wie lässt sich das herausfinden?

Folgende Fragen können als Anregung dienen. So lässt sich eingrenzen, ob Ihre Webseite „funktioniert“:

  • Wird meine Webseite in der kaum überschaubaren Fülle an Informationen im Internet auch gefunden?
  • Sind meine Informationen aktuell?
  • Wie gelangen Interessierte an meine Informationen? Über Suchmaschinen, soziale Netzwerke, eine Email-Newsletter?
  • Ist meine Webseite benutzerfreundlich eingerichtet, übersichtlich und informativ?
  • Sind meine Informationen verständlich formuliert?
  • Ist meine Seite leicht lesbar, auch für Menschen mit Sehbehinderung oder Sprachproblemen?
  • Kann meine Webseite auf unterschiedlichen Computern dargestellt werden, ohne dass sich unerwünschte Änderungen in der Gestaltung negativ auf das Erscheinungsbild und die Nutzbarkeit auswirken?
  • Sagt meine Webseite etwas darüber aus, wer ich bin, hat sie „Persönlichkeit“, so dass sie Patienten ein möglichst realistisches Bild davon vermittelt, wofür ich „stehe“?
  • Lässt sich erkennen, dass ich der „Visitenkarte“ meiner Praxis im Netz die gleiche Aufmerksamkeit zukommen lasse, mit der ich meine Praxis eingerichtet habe?

Mit diesen Stichpunkten lässt sich abschätzen, ob Ihre Seite ihren Zweck erfüllt.

Die Beantwortung einiger Fragen benötigt eine gewisse Erfahrung oder Hintergrundwissen darüber, wie „das Internet“ funktioniert und über das Nutzerverhalten der Menschen, die sich im Internet informieren.

Dann möchte ich meine Zeit lieber mit meinen Patienten verbringen

Diese Schlussfolgerung kann ich nachvollziehen. Nicht jeder kann und will sich eingehend mit der Entwicklung einer Webseite beschäftigen. Nicht jeder hat gelernt, über sich und seine Arbeit zu schreiben.

Sicher ist jedoch: Egal, ob und wie Sie die vorangehenden Fragen beantworten können, wird Ihre Webseite ein Bild von Ihnen vermittelt.

Möglicherweise haben Sie das Angebot Ihres Telefonanbieters oder Internet-Unternehmens genutzt, um mit Hilfe eines kostenlosen Webseiten-Baukastens eine Seite zu erstellen. Leider sehen diese Seiten dann auch oft so aus – wie aus einem Baukasten, eine wie die andere.

Mangels Zeit und Erfahrung werden Sie es dann vielleicht irgendwann aufgegeben, Ihre Seite zu pflegen.

So sich selbst überlassen, fristet Ihre Seite ein trauriges Dasein, wirkt schnell antiquiert, lieblos, nicht individuell.

An dieser Stelle noch ein persönlicher Rat:

Wenn Sie nicht möchten, dass Ihre Webseite den Eindruck von Nachlässigkeit, fehlender Sorgfalt oder Gleichgültigkeit vermittelt, verzichten Sie lieber darauf.
Es ist besser, keine Internetseite zu haben, als eine schlechte. Man muss nicht überall „dabei sein“. Eine bewusste Entscheidung GEGEN eine Webseite ist besser als eine halbherzige, beiläufig getroffene Entscheidung dafür.

Wenn Sie jedoch trotzdem einen Nutzen in einer guten, informativen und gepflegten Internetseite sehen, und dabei Hilfe benötigen, dann informieren Sie die Beiträge meiner Seite über Hintergründe und geben Ihnen erste Anhaltspunkte, die Ihnen weiterhelfen.

Möchten Sie, dass ich Sie auch über zukünftige Beiträge informiere? Haben Sie Fragen oder Gedanken, zu denen Sie mein Beitrag angeregt hat?

Dann freue mich mich über einen Kommentar unter diesem Artikel, oder über eine Email.

2 Gedanken zu „Wie Sie Ihre Praxis-Homepage nutzen können, um neue Patient*innen zu gewinnen.“

  1. Danke für Ihre Gedanken zu Nutzen und Werth einer regelmässig gepflegten Internetseite die vor allem für unsere sprechende Zunft eine wichtige Mittlerfunktion übernimmt. Einmal mit Blick auf die Frage nach der Passung: Also ist der Sprechdienste-Anbieter, also der Arzt, Psychotherapeut oder Psychoanalytiker, der Berater oder Supervisor der geeignete Ansprechpartner, dessen Hilfe ich mir erhoffe. Aus der analytischen Denk und Blickrichtung taucht natürlich sogleich die Frage nach der Abstinenz auf, die mir dazu einfällt. Also was soll, darf, kann der andere über mich erfahren, über mich mein Weltbild, mein Verständnis von psychotherapeutischer Haltung. In dem Zusammenhang interessiert mich die Frage, ob die Homepage so etwas vorsehen soll, wie ein Forum in dem Seiten Besucher ihre Kommentare hinterlassen können: aus der kritischen Betrachtung dessen, was in den sozialen Medien passiert, kann es durchaus sein, dass ein Forum benutzt wird, um sich seine Ressentiments zu entledigen, seinen Hass, seine Aggression auf wenig konstruktive Weise zu verteilen. Hier würde ich gerne meine geringen mit Ihren Erfahrungen teilen und gerne wissen, ob und inwieweit Kontakte gebahnt oder eher im Vorfeld verhindert werden.

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    • Vielen Dank für Ihren Kommentar! Ich persönlich ziehe es vor, mit meiner Praxis-Homepage im öffentlichen Raum (der Kommentare und Foren) eher einen One-Way-Kontakt zu bieten, aber die Möglichkeit der Kontaktaufnahme (über das Kontaktformular oder die Email-Adresse) zu erleichtern. Gerade weil ich in der noch unvorbereiteten Auseinandersetzung mit Übertragungsphänomenen ein zentrales Wirkprinzip unserer psychoanalytisch begründeten Verfahren sehe, dem ich gerne im persönlichen Gegenüber begegnen möchte, sehe ich diese Beschränkung als sinnvoll, ja sogar als hierfür notwendig an. Darüber hinaus erscheint mir die Gefahr der Verwirrung durch die mitgedachte bzw. mitgespürte „Großgruppe Internet-Öffentlichkeit“ ansonsten zu groß, mit den von Ihnen genannten, möglichen Folgen. Spam und Hate-Speech sind dazu im Netz einfach zu gegenwärtig, als dass ich den sensiblen Raum des (prä-)therapeutischen Kontakts dieser Gefahr aussetzen möchte.

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